News: Personalisierte Therapien revolutionieren den Kampf gegen den Krebs

Krebs ist so individuell, wie die von der Tumorerkrankung betroffenen Menschen – diesen Umstand nutzt die moderne Krebsmedizin. Analysen des Tumors offenbaren krebsauslösende Gendefekte, deren Profile die Behandlungsstrategie bestimmen. Vorteil für den Patienten: weniger Nebenwirkungen und oft eine bessere Prognose. Prof. Dr. Martin Wilhelm, Krebsspezialist im Klinikum Nürnberg, erläutert anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar diesen Meilenstein in der Krebstherapie.

Die entscheidende Grundlage für die spezifische Therapiewahl ist heutzutage das genetische Profil des Tumors. „Wir haben in den letzten Jahren viel über die zugrundeliegenden Mechanismen einer Krebserkrankung gelernt und erkennen nun, wo in der Zelle ein Schalter klemmt“, erklärt Prof. Dr. Martin Wilhelm, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 5, Schwerpunkt Onkologie / Hämatologie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, im Klinikum Nürnberg. Die Spezialisten der Pathologie suchen bei der Analyse der Gewebeproben nach Genfehlern in den Tumorzellen.

Prof. Dr. Martin Wilhelm
Mithilfe von Biomarkern, also messbaren Parametern biologischer Prozesse, lassen sich so Prognosen über den zu erwartenden Krankheitsverlauf stellen und die wirksamste Therapieform ableiten. Ist ein Tumor beispielsweise von bestimmten Wachstums- und Überlebenssignalen abhängig, lassen sich diese Signalwege mit modernen Medikamenten unterdrücken.

Monatliche neue Entdeckungen
Die Onkologen wissen inzwischen, dass jeder Tumor andere Mechanismen nutzt. Entsprechend komplex sind sowohl die Therapie aus auch die Behandlungsoptionen. Zum Beispiel gab es vor 15 Jahren nur zwei Medikamente gegen eine bestimmte Form der chronischen Leukämie, heute haben die Ärzte zehn Präparate zur Auswahl. Fast monatlich werden weitere Prozesse entschlüsselt und neue Mittel entwickelt.

„Die differenzierten und personalisierten Behandlungsmöglichkeiten haben zu einem wahren Paradigmenwechsel in der Onkologie geführt: „Statt wie mit einem Schrotschuss zu attackieren, wird nun der Defekt im Tumor direkt angegriffen“, sagt Wilhelm. So werden auch die Nebenwirkungen auch deutlich reduziert.

„In eine chronische Krankheit umwandeln“
Besonders große Fortschritte gab es etwa beim Schwarzen Hautkrebs (Melanom), Darm- Nieren- und Lungenkrebs oder Erkrankungen der Lymphknoten. Die Überlebenszeit auch im fortgeschrittenen Stadium hat sich bei einigen Krankheitsformen vervierfacht. Prof. Wilhelm blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Irgendwann wird es vielleicht gelingen, alle Krebserkrankungen auch im späteren Stadium in eine chronische Krankheit umzuwandeln, mit der Betroffene viele Jahre mit guter Lebensqualität leben. “

Die Weltkrebsorganisation (UICC) ruft jährlich am 4. Februar den Weltkrebstag auf, um über die Möglichkeiten der Krebsprävention und der Krebsfrüherkennung sowie die aktuellen Entwicklungen auf den Gebieten der Diagnose, Therapie und Nachsorge verstärkt zu informieren. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 500.000 Menschen neu an Krebs. Weitere Informationen zum Tag finden Sie unter www.krebshilfe.de.

Aktuelle Statistiken zum Thema sind hier abrufbar.

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