News: Umstellung auf Sommerzeit - Was der Mini-Jetlag für unseren Körper bedeutet

In der Nacht zum 31. März ist es wieder soweit: Die Sommerzeit beginnt und die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt. Auch in diesem Jahr werden viele Menschen in den Tagen darauf über eine Art Mini-Jetlag klagen. Aber bringt die gestohlene Stunde wirklich unsere innere Uhr aus dem Takt? Prof. Kneginja Richter, Schlafexpertin im Klinikum Nürnberg, erläutert die Folgen für den Organismus.

Nach der Zeitumstellung im Frühling fühlen sich viele Menschen müde, klagen über mangelnde Konzentration, sind gereizt und erschöpft. Ihnen fehlt oft die eingesparte Stunde. Tatsächlich bringt die Umstellung die innere Uhr der Menschen aus dem Takt.

„Der wichtigste Regulator für den Schlafrhythmus ist unsere Körpertemperatur“, erklärt Prof. Dr. Kneginja Richter, Leiterin der Schlafsprechstunde der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, am Zentrum für Schlafmedizin und Leiterin des Labors für Neurostimulation und Chronobiologie.

Bei Müdigkeit und in der Schlafphase sinkt die Körpertemperatur. „Müssen wir nun eine Stunde früher aufstehen als bisher, sind wir sozusagen noch zu kalt. Das hängt einem den ganzen Tag nach.“ Rund zwei Wochen braucht unser Körper, um die innere und äußere Uhr wieder zu synchronisieren.

Prof. Dr. Kneginja Richter
„Zeitumstellung belastet unnötig“
Die meisten Probleme mit der Umstellung auf die Sommerzeit haben Menschen, die ohnehin wenig schlafen. Die üblichen Symptome wie Einschlafstörungen wirken sich bei ihnen stärker aus, da sie entsprechend weniger schlafen. Andere Faktoren wie Alter oder Geschlecht haben hingegen keinen Einfluss.

Wie die EU-Kommission plädiert auch die Schlaf-Expertin für die Abschaffung der Sommerzeit: „Die Zeitumstellung ist eine unnötige Belastung für unseren Körper, auch wenn sie keine nachhaltigen Folgen hat.“ Außerdem seien die bei der Einführung 1980 erhofften Energie-Einsparungen nicht eingetreten. Von einer dauerhaften Umstellung auf die Sommerzeit hält Prof. Richter ebenfalls wenig: „Für unseren Organismus ist die durchgehende Winterzeit am besten.“

Lerche oder Eule – unser Biorhythmus ist doppelt gesteuert
Der individuelle Wach-Schlaf-Rhythmus ist von Mensch zu Mensch verschieden. Er wird vom Hypothalamus, einer kleinen „Schaltzentrale“ in unserem Gehirn, von unseren Genen und von den Zeitgebern der Umwelt gesteuert. Die Regulierung der Körpertemperatur orientiert sich in erster Linie Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und der gesamte Schlaf-Wach Rhythmus wiederum an der Rotation der Erde. Die biologische Tageslänge variiert dabei zwischen 24 und 25 Stunden.

„Folglich ist der Biorhythmus doppelt gesteuert: zum einen von äußeren Einflüssen wie Licht und Nahrungsaufnahme, zum anderen vom unserem inneren Rhythmus“, sagt Prof. Richter und verweist auf die sogenannten Bunkerversuche aus den 1960er Jahren. Dabei wurden Probanden in ehemaligen Luftschutzbunkern vom Tageslicht und anderen Einflüssen isoliert. Auch nach einigen Wochen hatten sie noch immer ihren ursprünglichen Schlafrhythmus. Diese persönliche Voreinstellung entscheidet auch darüber, ob jemand ein Frühaufsteher („Lerche“) oder ein Nachtmensch („Eule“) ist.

Weitere Informationen zum Zentrum für Schlafmedizin im Klinikum Nürnberg finden Sie hier.

Link zu einer Umfrage der EU-Kommission, ob die Sommerzeit beibehalten werden sollte: http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-5302_en.htm

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