Kontaktverbote, Home-Schooling und Home-Office: Spätestens mit den steigenden Temperaturen holen viele Familien zur Ablenkung den Grill aus dem Winterquartier. Dr. Karl Bodenschatz, Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie im Klinikum Nürnberg, erklärt, warum Grillunfälle gerade für Kinder so verheerend sind und wie sie sich vermeiden lassen.
Dr. Karl Bodenschatz, Chefarzt der Kinderchirurgie im Klinikum Nürnberg, behandelt jedes Jahr
rund 200 Kinder mit Verbrennungen oder Verbrühungen. Foto: Rudi Ott
Chefarzt Dr. Karl Bodenschatz weiß, wovon er spricht. Rund 200 Kinder kommen jedes Jahr in seine Klinik am Standort Nürnberg Süd, viele sind jünger als fünf Jahre. Sie haben Verbrennungen und Verbrühungen, starke Schmerzen und leiden häufig ihr ganzes Leben an den Folgen. Denn ihre Brandnarben wachsen nicht so schnell wie die gesunde Haut. Folge-Operationen, erhebliche Beeinträchtigungen und psychische Traumata, auch bei den Eltern, sind nahezu unausweichlich. „Unsere Klinik ist auf die Behandlung von Kindern mit Verbrennungen spezialisiert und kann eine bestmögliche und weitestgehend schonende Therapie sicherstellen“, versichert Bodenschatz. Anfang dieses Jahres wurde die Klinik mit dem Gütesiegel „Sicherheit und Qualität für brandverletzte Kinder“ ausgezeichnet. „Ich möchte aber an alle Eltern appellieren Vorsorge zu treffen, damit es gar nicht erst so weit kommt. Die meisten Grillunfälle sind vermeidbar.“
Vorsicht ist
besser als Nachsicht
Prävention und Aufklärung sind Bodenschatz und seinem Team wichtig. So hat das Klinikum Nürnberg mit Partnern wie der Feuerwehr, der Initiative für brandverletzte Kinder Paulinchen e. V. und dem Verein zur Betreuung chronisch kranker Kinder Klabautermann e. V. wiederholt Aktionen veranstaltet, um auf die typischen Gefahrenquellen aufmerksam zu machen.
Rund 4.000 Grillunfälle im Jahr
Statistiken zufolge ereignen sich jedes Jahr rund 4.000 Grillunfälle. Häufige Ursache sind Brandbeschleuniger wie Benzin oder Brennspiritus – diese können Stichflammen oder gar Explosionen erzeugen. „Das ist besonders für Kinder gefährlich. Durch ihre geringe Größe wird schnell der gesamte Körper vom Feuer erfasst“, warnt Bodenschatz. „Deshalb Finger weg von Spiritus und Co.!“
Sicherheit ist Trumpf: Grill-Checkliste vom Paulinchen-Verein
Worauf
sollten Eltern besonders achten? Hier verweist Bodenschatz auf folgende
Checkliste des Paulinchen-Vereins.
- keine flüssigen Brandbeschleuniger, sondern feste Anzünder aus dem Fachhandel verwenden
- Grill stets beaufsichtigen
- Kinder nicht in die Nähe des Grills lassen (mindestens zwei Meter Si-cherheitsabstand)
- Grill nicht von Kindern bedienen oder anzünden lassen
- Kübel mit Sand, Feuerlöscher oder Löschdecke bereithalten
- brennendes Fett niemals mit Wasser, sondern durch Abdecken löschen
- nach dem Grillen das Grillgerät weiter beaufsichtigen, bis die Glut voll-ständig auskühlt ist
- nicht in geschlossenen Räumen grillen und den Grill niemals zum Aus-kühlen ins Haus stellen (das kann zu Vergiftungen führen)
- heiße Glut nie im Sand vergraben, Einmalgrills mit Wasser löschen – auch den Sand unter dem Gerät
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