News: Chefarzt der Neurologie rät zur Zeckenimpfung


Aktuell suchen viele Menschen eine Auszeit in der Natur. Vorsicht ist geboten beim Joggen im Gras oder am Waldrand – denn Zecken halten sich oft gerade dort auf. In Mittelfranken besteht daher nach einem Stich der Tiere ein erhöhtes Risiko für eine FSME-Infektion. Prof. Dr. med. Frank Erbguth, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Klinikum Nürnberg* rät, sich gegen die Infektionskrankheit impfen zu lassen.

„In Deutschland wurden im Jahr 2019 insgesamt 444 FSME-Erkrankungen registriert“, erläutert Prof. Erbguth. Im Klinikum Nürnberg wurden 24 Fälle behandelt, drei davon verliefen sehr schwer. Denn Mittelfranken zählt zu den Hochrisikogebieten. Rund 3 bis 5 Prozent der Zecken tragen das Virus in sich. Auch im Jahr 2020 wurden bereits FSME-Fälle diagnostiziert.

FSME überträgt sich in Sekunden
Kommt es zum Stich, wird der Erreger unmittelbar übertragen. FSME, wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis abgekürzt genannt wird, ist eine der häufigsten Erkrankungen in Folge eines Zeckenstiches und ruft eine Gehirnentzündung hervor. Typischerweise verläuft die Krankheit in zwei Stadien: Rund 10 Tage nach dem Zeckenstich treten grippeähnliche Symptome auf. Sie sind unspezifisch, weswegen die Erkrankung oft nicht erkannt wird. Rund 1 bis 30 Prozent der Betroffenen kommen innerhalb von 20 Tagen in die zweite Phase, die mit neurologischen Beschwerden (Lähmungen, Bewusstseinsstörungen) und erneutem Fieber einhergeht.

FSME-Infektion im Krankenhaus behandeln
Da es sich bei FSME um eine Viruskrankheit handelt, ist die Behandlung mit Antibiotika wirkungslos. Für die Infektion gibt es keine Therapie, welche die Ursachen bekämpft. Die Symptome lassen sich jedoch behandeln, beispielsweise durch beruhigende, krampflösende und schmerzlindernde Medikamente. Chefarzt Erbguth empfiehlt Betroffenen dringend die stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus.

„Typischerweise heilt die Krankheit bei gezielter Versorgung in ein bis drei Wochen vollständig aus“, erklärt Erbguth. „In seltenen schweren Fällen, bei denen das Gehirn und das Rückenmark betroffen sind, können auch bleibende Schäden am Nervensystem entstehen. Mögliche Folgen sind Lähmungserscheinungen, Schluck- und Sprachstörungen.“

FSME-Impfstoff schützt zuverlässig
Um das zu verhindern, rät Erbguth zur Impfung. Diese besteht aus drei Teilimpfungen und ist für rund drei Jahre wirksam. Danach sind Auffrisch-Impfungen nur noch alle fünf Jahre nötig. Nur in den seltensten Fällen treten Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten auf. Für Menschen, die in einem FSME-Risikogebiet leben, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten.

„Die frische Luft und die Bewegung in der Natur sind sehr gesund und derzeit wichtiger denn je, doch die Gefahr der Zecken darf nicht unterschätzt werden“, warnt Erbguth.

Wie kann ich mich vor Zeckenbissen schützen?
  • Hohe Gräser und das Unterholz meiden.
  • Lange, helle Kleidung, die den Zecken wenig Angriffsfläche bietet.
  • Nach dem Aufenthalt in der Natur den gesamten Körper gründlich absuchen - insbesondere Achseln, Kniekehlen, Hals, Kopf und Intimbereich. 
  •  Zeckenbiss trotz Schutz – was kann man tun?

o   Zecke sofort mit Pinzette oder Zeckenkarte hautnah greifen und abziehen.
o   Zecke nicht verdrücken oder drehen.
o   Keine Öle, Alkohol oder ähnliches benutzen, da sonst infizierter Speichel in die Wunde gelangen kann.

Weiterführende Informationen:




*Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität

Zecken lauern besonders in Gräsern; Quelle: Pixabay

Prof. Dr. med Frank Erbguth, Quelle: Rudi Ott


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