Reizdarmsyndrom – nicht gefährlich, aber lästig


Blähungen, Durchfall, Verstopfung, unbestimmte Bauchschmerzen, Völlegefühl. Die Ursache für diese Verdauungsstörungen kann ein Reizdarmsyndrom sein – nicht gefährlich, aber lästig. Vor allem beeinträchtigt es die Lebensqualität erheblich. Doch wie behandelt man das Reizdarmsyndrom am besten? Und wie hängen Darm und Psyche zusammen?
Foto: Prof. Dr. Alexander Dechêne, Prof. Dr. Christine Waller (v.l.)
Bildnachweis: Rudi Ott

Wer kennt die Werbung nicht, die Abend für Abend vor den Nachrichten läuft und schnelle Abhilfe bei Verdauungsbeschwerden verspricht? Ganz so einfach ist es in Wirklichkeit allerdings nicht. „Was dem einen hilft, hilft dem anderen noch lange nicht“, fasst Prof. Dr. Alexander Dechêne, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 6, Schwerpunkte Gastroenterologie, Endokrinologie*, Klinikum Nürnberg, die Schwierigkeiten bei der Therapie des Reizdarmsyndroms zusammen.

Bei der Therapie ist Geduld gefragt

Da bei dieser funktionellen Störung keine organische Ursache erkennbar ist, gebe es auch „nicht den einen Behandlungsansatz oder das Medikament“, bedauert Dechêne. Stattdessen brauchen Patient und Arzt in der Regel viel Geduld für die Behandlung, die aus einem Mix aus Medikamenten, Diäten und Ernährungstipps besteht. Oft braucht es mehrere Anläufe, bis die richtige Therapie gefunden ist und sich Verbesserungen einstellen.

Ob ein Medikament oder eine Diät wirksam ist, lässt sich oft erst nach vier Wochen beurteilen. Dechêne rät Betroffenen daher vom Ärzte- oder Therapiehopping ab. „Wenn der erste Therapieversuch nicht wirkt, ist nicht gleich der Arzt schlecht ist.“ Und nicht immer geht es um Heilung. Oft ist es schon ein Erfolg, wenn die Beschwerden deutlich reduziert werden können und die Lebensqualität wieder zunimmt.

Auch die Psyche spielt eine Rolle

Ein bestimmter Auslöser für die Beschwerden ist beim Reizdarmsyndrom in den meisten Fällen nicht erkennbar. Mittlerweile geht man von einem gestörten Zusammenspiel von Nervensystem, Psyche und Verdauungsorganen aus. „Wir wissen heute, dass das zentrale Nervensystem und das Darmnervensystem in ständigem Austausch stehen“, berichtet Prof. Dr. Christine Waller, Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie*, Klinikum Nürnberg.

„Wir fragen die Patienten mit Reizdarmsyndrom immer, in welcher Situation die Beschwerden entstanden sind. In den Gesprächen zeigt sich, dass diese häufig durch Stress in zwischenmenschlichen Situationen ausgelöst werden“, so Waller. Ihre Klinik setzt bei der Therapie vor allem auf die Patientenedukation: Wenn das Verständnis für die eigene Krankheit wächst, lernt man auch, was man für sich selbst tun kann.

Vom Knowhow der Psychosomatiker profitieren auch die Patienten, die wegen der Schwere ihrer Symptomatik stationär in der Klinik für Gastroenterologie behandelt werden müssen. Hier kann über den Konsildienst eine psychosomatische Mitbehandlung erfolgen, wenn der Patient offen für die psychischen Aspekte seiner Krankheit ist.

*Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität

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