News: Wichtige Fragen und Antworten zur Corona-Lage

Zahl der Patienten mit COVID 19 hat sich mehr als verdreifacht 

Nürnberg hat den 7-Tage-Inzidenz-Wert von 300 überschritten, bundesweit bewegen sich die Infektionszahlen auf hohem Niveau: Vor diesem Hintergrund rechnet das Klinikum Nürnberg damit, dass die Zahl der Patienten, die an COVID 19 erkranken und stationär behandelt werden müssen, weiter steigt. Schon jetzt werden im Klinikum Nürnberg dreimal mehr COVID-Patienten betreut als in den Hochphasen der ersten Welle. Das stellt das Klinikum vor große Herausforderungen. Das Klinikum appelliert daher eindringlich an die Bevölkerung, sich an die geltenden Hygieneregeln zu halten und Kontakte zu meiden. Denn auch Maximalversorger wie das Klinikum Nürnberg gelangen sonst bald an ihre Belastungsgrenzen.

Da uns jeden Tag Anfragen der Medien erreichen, haben wir hier wichtige Fragen und Antworten zur aktuellen Lage zusammengefasst. 

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Wie viele Fälle werden aktuell im Vergleich zur ersten Welle am Klinikum Nürnberg behandelt? 

Die Zahlen steigen täglich: Derzeit (Stand 1.12.) werden am Klinikum Nürnberg – also an den Standorten Nord und Süd – 163 Patientinnen und Patienten stationär behandelt, die an COVID 19 erkrankt sind. Davon müssen aktuell 27 auf den Intensivstationen versorgt werden, 25 Menschen werden beamtet. Einige wenige Patienten sind an ein sogenanntes ECMO-Gerät angeschlossen: ein Lungenersatz, weil die eigene Lunge nicht mehr richtig funktioniert.

Das Klinikum Nürnberg behandelt mittlerweile mehr als dreimal so viele Patientinnen und Patienten wie während der ersten Welle. Zum Vergleich: Während der ersten Welle waren in der Hochphase im April an einzelnen Tagen rund 50 Patientinnen und Patienten mit COVID 19 auf den Stationen.

Ärzte, Pflegekräfte und Vorstand beobachten die aktuelle Entwicklung mit Sorge. „Wir müssen mindestens in den nächsten zwei bis drei Wochen mit weiter steigenden Patientenzahlen rechnen“, sagt Prof. Dr. Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender am Klinikum Nürnberg. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jetzt schon unermüdlich im Einsatz und leisten großartige Arbeit. Wir müssen unbedingt verhindern, dass es durch immer weiter steigende Zahlen zu einer Überlastung unserer Kollegen kommt. Die Infektionszahlen in Nürnberg müssen deutlich sinken. Jeder ist jetzt gefordert“, fährt Prof. Jockwig fort.

Wie reagiert das Klinikum auf die hohen Behandlungszahlen?

Das Klinikum Nürnberg versorgt überproportional viele Patientinnen und Patienten mit COVID 19 in der Region. Es wurden mehrere COVID-Stationen eingerichtet, die Zahl der Intensivbetten wurde deutlich aufgestockt. Basis dafür ist ein Stufenkonzept. Weil Betten und medizinische Geräte allein noch nicht helfen, wurde der Betrieb auf einigen Nicht-COVID-Stationen stark eingeschränkt, damit genügend Ärzte und Pflegekräfte für die Betreuung von COVID-Patienten zur Verfügung stehen.

Die Folge des eingeschränkten Betriebs auf Nicht-COVID-Stationen ist, dass elektive Behandlungen – also Behandlungen und Operationen, die verschiebbar sind – aktuell tatsächlich auch verschoben werden müssen. Ob eine OP verschiebbar ist, entscheidet der behandelnde Arzt. Dringende Eingriffe wie zum Beispiel die Operation von Tumoren werden selbstverständlich durchgeführt. Auch Notfälle werden ohne Einschränkung behandelt.

Das Klinikum Nürnberg tut alles dafür, um seinen Versorgungsauftrag gegenüber der Bevölkerung aufrechterhalten. Doch an dieser Stelle sei der scheidende Präsident der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein, zitiert, der vor wenigen Tagen warnte: „Wir kommen nun in eine schwierige Phase in der Pandemiebewältigung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, besonders die Ärzte und Pflegekräfte, sind längst am Limit angekommen und nicht unendlich belastbar.“

Wie ist die Altersstruktur der COVID-Patienten?

Das Alter reichte in den vergangenen Wochen von 19 Jahren bis 97 Jahren – mit einem Durschnitt von etwa 60 Jahren. Etwa jeder zweite Patient hat relevante Komorbiditäten, also weitere Erkrankungen. Leider gibt es auch bei jungen und gesunden Patienten teilweise schwere und schwerste Krankheitsverläufe. Daher appelliert das Klinikum Nürnberg eindringlich an die Bevölkerung, die Gefahren durch das Coronavirus weiter sehr ernst zu nehmen und sich und Angehörige vor einer Ansteckung zu schützen.

Wie werden Patienten getestet, die im Klinikum Nürnberg stationär aufgenommen werden?

Es gibt verschiedene Testmöglichkeiten: den PCR- und den Antigen-Test. Beiden liegt ein Abstrich zugrunde. Der PCR-Test dauert länger als der Antigen-Test, letzterer ist aber nicht so aussagekräftig und kann keinesfalls zum Ausschluss einer Infektion mit dem Coronavirus genutzt werden.

Jeder Patient muss eine detaillierte Checkliste ausfüllen. Ergeben sich daraus Hinweise auf eine Infektion oder einen Kontakt mit Infizierten und/oder sind typische Symptome vorhanden, werden die Patienten mit einem PCR-Test auf das Coronavirus getestet und bis zum Vorliegen des Ergebnisses isoliert untergebracht. Sind keine Risikofaktoren und keine Symptomatik vorhanden, werden - je nach Abteilung - entweder ein PCR- oder ein Antigen-Test oder beide auf SARS-CoV-2 durchgeführt. Ist der Antigen-Test positiv, werden die Patienten ebenfalls isoliert und bekommen einen PCR-Test zur Bestätigung.

Wie sorgt das Klinikum Nürnberg für den Schutz seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?

Im Gegensatz zur ersten Welle sind Masken, Handschuhe oder Schutzkittel derzeit in ausreichender Menge vorhanden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden umfassend mit Schutzmaterial ausgestattet. Am Klinikum gilt generell eine Maskenpflicht, sobald Mitarbeiter das Gelände betreten. Die Maskenpflicht erstreckt sich auch auf Büro- und Verwaltungsräume. Zusätzlich gibt es ein Lüftungskonzept.

Es gilt ein differenziertes Hygienekonzept. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die COVID-Patienten betreuen, tragen neben ihrer Schutzkleidung sogenannte FFP2-Masken. FFP2-Masken sind auch Standard bei der Betreuung von Patienten, die einen Mund-Nasen-Schutz nicht tragen wollen, weil sie zum Beispiel dement sind und den Sinn und Zweck des Mund-Nasen-Schutzes nicht verstehen. Bei Untersuchungen, die eine erhöhte Aerosolbelastung für das Personal mit sich bringen, müssen eine FFP3-Maske und ein Gesichtsschild getragen werden. Das ist zum Beispiel bei einer Lungenspiegelung der Fall.

Mitarbeiter, die typische Symptome einer SARS-CoV2-Infektion entwickeln, werden jederzeit im Klinikum getestet. Zudem können sich alle Beschäftigten, die mit Patienten arbeiten, einmal pro Woche mit einem PCR-Test testen lassen.

Alle Hygieneregeln werden konstant durch das hauseigene Institut für Klinik-hygiene überwacht. Auf allen Stationen gibt es Hygienefachkräfte, die regelmäßig geschult werden.

Wie wirkt sich die Pandemie auf die finanzielle Situation des Klinikums aus?

Die Pandemie hat deutliche Einflüsse auf die wirtschaftliche Entwicklung des Klinikums Nürnberg in diesem Jahr, auch wenn sich das noch nicht abschließend beziffern lässt. Das Klinikum hat in den vergangenen Monaten kontinuierlich Patientinnen und Patienten mit COVID 19 und COVID-Verdachtsfälle behandelt, die durch die notwendigen Isolierungsmaßnahmen die Kapazitäten für elektive Behandlungsfälle eingeschränkt haben. Die Umsätze aus den originären Krankenhaus-Behandlungen sind dadurch deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig steigen nach wie vor Verbrauch und Kosten für persönliche Schutzausrüstung und andere Verbrauchsmaterialien. Außerdem gibt das Klinikum deutlich mehr Geld für Sicherheitsmaßnahmen aus.

Durch die Freihalte-Pauschalen konnten diese negativen wirtschaftlichen Effekte bis Ende September abgefedert werden. Seit 19. November 2020 ist das „Dritte Bevölkerungsschutzgesetz“ in Kraft. Damit wurden die Freihalte-Pauschalen für die Kliniken erneut eingeführt. Entscheidend für die Förderung ist, dass die Intensivkapazitäten knapp sind – weniger als 25 Prozent frei und betreibbar – und dass die 7-Tagesinzidenz im jeweiligen Gebiet über 70 liegt. Ausgleichszahlungen sollen insbesondere an Krankenhäuser gehen, die eine Versorgungsstruktur vorhalten, die in besonderem Maße für intensivmedizinische Behandlung geeignet ist. Das trifft für das Klinikum Nürnberg zu.

Das Klinikum Nürnberg setzt sich dafür ein, dass auch andere Häuser in Nürnberg solche Ausgleichzahlungen erhalten. Auch kleinere Krankenhäuser sind wichtig für die Versorgung von COVID-Patienten.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass Umsatzrückgänge und Mehrkosten durch die Freihalte-Pauschalen nicht vollständig kompensiert werden und dass das Klinikum das Jahr 2020 mit einem deutlichen Defizit abschließen wird.

Wie geht es weiter mit den Besuchsregeln?

Der Besuchsstopp gilt bis auf Weiteres. Es gibt jedoch nach wie vor Ausnahmen: Besuche sind in der Klinik für Psychiatrie, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie auf den Kinderstationen im Klinikum Nürnberg erlaubt. Hier gilt: maximal ein Besuch am Tag für maximal eine Stunde. Nach wie vor kann ein Elternteil als Begleitperson auf den Stationen der Kinderheilkunde, Kinderchirurgie und Kinder-und Jugendpsychiatrie mit aufgenommen werden. Ist die Mutter oder der Vater als Begleitperson dabei, darf zusätzlich eine Person für eine Stunde am Tag zu Besuch kommen.

Auf der Neugeborenen-Station der Kinderklinik gibt es keine Einschränkungen für die Eltern. Hier können Eltern ohne zeitliche Beschränkung bei ihren Kindern sein.

Auch bei Geburten darf eine Begleitperson dabei sein.

Außerdem ist in besonderen Fällen – zum Beispiel in der Klinik für Geriatrie oder auf der Palliativstation – eine Ausnahme vom Besuchsverbot für enge Angehörige möglich. Dies ist jeweils mit dem Stationsarzt zu klären. Auch auf den Intensivstationen können Patienten nach Rücksprache mit dem Arzt von engen Angehörigen in Ausnahmefällen besucht werden. In solchen Fällen brauchen Besucher einen Sonderbesuchsschein. Dazu nehmen Besucher bitte vorher Kontakt mit der Station auf, auf der ihr Angehöriger liegt. Selbstverständlich ist auch die Begleitung von Sterbenden möglich, dies geschieht in enger Absprache mit der Station.

Wo findet man weitere Informationen?

Tagesaktuelle Informationen zur COVID-Lage in Deutschland und den Regionen finden sich im DIVI-Intensivregister (www.intensivregister.de/#/index). Dort lassen sich Patientenzahlen und zum Beispiel der Anteil der belegten Intensivbetten ablesen – aufgeschlüsselt bis auf die kommunale Ebene. 

Ein regelmäßiges Update zu den Zahlen in Nürnberg liefert auch die Stadt Nürnberg: www.nuernberg.de/internet/stadtportal/coronavirus.html

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