Kollegen-STORY: Im Berufsleben Pflegerische Stationsleitung – im Privatleben japanischer Ninjutsu-Schüler

Lars Gröf ist seit 1995 im Klinikum Nürnberg tätig und seit 14 Jahren Pflegerische Stationsleitung. Mit seinem 48-köpfigen Team betreut der 50-Jährige zwei Stationen mit insgesamt 53 Betten. Privat wechselt Lars Gröf die Berufskleidung, den sogenannten Kasak, gegen den Kimono im japanischen Kampfsport aus.

Japanischer Kampfsport ist ein sehr schweißtreibendes Hobby. Auch Ihr Arbeitsalltag als Pflegerische Stationsleitung kann manchmal stressig werden und verlangt Einsatz. Woher haben Sie die Energie?
Es ist schon häufig so, dass ich nach einer Schicht erschöpft bin, da kostet mich der Weg ins Dojo dann viel Überwindung. Aber nach dem Motto der Selbstwirksamkeit ist es ein Erfahrungswert, dass ich mich nach dem Training regelmäßig besser fühle, gestärkt und ausgeglichen den Heimweg und den darauf folgenden Tag antrete. Mein Akku ist sozusagen wieder aufgeladen. Das motiviert natürlich, dran zu bleiben.

Kampfsport fördert und fordert aber auch den Geist. In welcher Situation erleben Sie das?
Geduld und Ruhe bewahren ist hier ein Thema. Auch wenn das nicht immer so funktioniert, wie es wünschenswert wäre :-) Ist halt eine Lebensaufgabe… Belastbarkeit und das Aushalten nicht immer angenehmer Zustände gehören auch dazu. Gepaart mit dem Willen, Änderungen zu bewirken, wo sie nötig und möglich sind.

Gibt es Prinzipien, die Sie im Alltag übernehmen oder nach denen Sie leben?
Da gibt es wirklich eine ganze Menge, ob man nun bei Sun Tzu oder Musashi nachliest (Klassiker der chinesischen bzw. japanischen Literatur) oder Inhalte der eigenen Kampfkunst betrachtet. Ein Beispiel von vielen wäre der Vergleich mit Wasser: Es ist nachgiebig und auch wieder nicht. Da kann man endlos philosophieren und ganz viel für den Alltag und den Beruf rausziehen.

Wettkämpfe, Gürtelprüfungen und blaue Flecken. Was reizt Sie am Kampfsport?
Wettkämpfe gibt es bei uns nicht. Zum einem sind die geübten Inhalte nicht wettkampftauglich, zum anderen versteht sich das System nicht als Sport in diesem Sinn. Was mich am Budo (japanische Kampfkunst) reizt, ist die Dynamik, das Erweitern eigener Grenzen, der Umgang mit Schmerzen (den eigenen und auch denen, die man zufügt) und der eigenen inneren Einstellung. Zudem ist es ein guter Gegenpol zu gelebter Empathie im Beruf, also die andere Seite der Waagschale und sorgt damit für Ausgeglichenheit. Außerdem ist hier lebenslanges Lernen angesagt, hält also nicht nur körperlich, sondern auch kognitiv fit.

Wie sind Sie zum Kampfsport gekommen?
Puh, Sturm und Drang Zeit vor vielen Jahren :-) Habe dann einige Systeme ausprobiert und im Ninjutsu eine Heimat gefunden.

Mussten Sie im Berufsleben oder außerhalb des Trainings etwas aus dem Kampfsport anwenden?
Ja, und das zu 99% nicht in physischer Form. Wie oben gesagt, die eigene innere Einstellung ist oft das A und O. Prügeln kann sich schließlich jeder Depp.

In einem Fernsehinterview  haben Sie den Kampf als „Anleitung zu einem besseren Leben“ bezeichnet. Wie schaut das genau aus?
Das bewusste Wahrnehmen und das Hier und Jetzt ist in meinen Augen ein ganz wichtiger Faktor. Auch das Wissen, dass es – fast – immer eine Lösung für Probleme gibt und die Fähigkeit zu akzeptieren, wenn es mal keine Lösung gibt. Allerdings ist auch das so eine Lebensaufgabe…

Im Fernsehbeitrag wirken Sie eher als Mensch mit einem ruhigeren Wesen. Wie reagieren Ihr Team oder die Patientinnen und Patienten darauf, wenn Sie erzählen, dass Sie privat eine Leidenschaft für den Kampfsport haben?
Primär interessiert. Meinen Patienten gegenüber hausiere ich damit nicht. Ein paar Kolleginnen und Kollegen haben den Fernsehbeitrag gesehen und waren sehr interessiert und neugierig. Ich halte mich nicht für einen martialischen Menschen, insofern ist das kein großes Thema.

Welche drei Eigenschaften beschreiben die Kampfkunst und die Arbeit auf der Station zugleich?
  • Reaktionsfähigkeit
  • Überblick 
  • „In sich ruhen“ 

Lars Gröf ist seit 1995 im Klinikum Nürnberg tätig
und seit 14 Jahren Pflegerische Stationsleitung.


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