In vier Semestern Management-Kompetenz für das Gesundheitswesen erlernen

MHBA-Studiengang Nürnberg

Schuster, bleib bei deinen Leisten: Mit dieser Weisheit fährt man nicht immer richtig. Gesundheitsfachleute in Führungspositionen müssen sich immer öfter auch mit Betriebswirtschaft oder Personalmanagement auskennen. Ein berufsbegleitender Studiengang zum Master of Health Business Administration (MHBA) schließt mögliche Wissenslücken

Prof. Dr. Oliver Schöffski, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement
der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Foto: privat

In Nürnberg bietet der Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg seit 14 Jahren einen MHBA-Studiengang an – in enger Kooperation mit dem Centrum für Kommunikation, Information und Bildung des Klinikums Nürnberg, cekib. Prof. Dr. Oliver Schöffski, Hochschullehrer an der FAU Erlangen-Nürnberg, hat diesen maßgeblich entwickelt. Im Interview erzählt der gebürtige Hannoveraner, wie der Studiengang aufgebaut ist und welche Benefits er bietet.

Das Gesundheitswesen ist im (digitalen) Wandel, viele Berufsfelder erfahren eine zunehmende Akademisierung. Warum müssen Ärzte, Pharmazeuten oder Pflegewissenschaftler sich heute mit Personalführung, Management und Ökonomie auskennen?

Prof. Schöffski: „Je höher man in der Hierarchie eines Unternehmens, zum Beispiel auch in einem Klinikum, aufsteigt, desto geringer wird der Anteil an originärer medizinischer Tätigkeit. Andere Fragestellungen werden dagegen immer relevanter. Man muss sich mit Personalfragen auseinandersetzen, die Zahlen der eigenen Controlling-Abteilung verstehen, Marketing-Konzepte entwerfen, ein MVZ gründen und, und, und. Ärzte werden im Medizinstudium auf solche Fragen nicht vorbereitet. Sie sind faktisch gezwungen, sich diese Kenntnisse selbstverantwortlich anzueignen. Es gibt eigentlich keine Ausschreibungen für Führungspositionen mehr, in denen nicht auf irgendeine Art und Weise der Nachweis von Managementkompetenzen gefordert wird. Zusätzlich muss man aber auch das Gesundheitswesen in seiner Breite verstehen. Für einen Krankenhausarzt ist es nicht mehr ausreichend, in seinem speziellen Fachgebiet professionell zu arbeiten. Er muss auch verstehen, wie die Rationalitäten bei den Kostenträgern, der Pharmaindustrie, im niedergelassenen ärztlichen Bereich etc. sind, um seine eigene Arbeit optimieren zu können.“

An der FAU Erlangen-Nürnberg bieten Sie in Kooperation mit dem cekib einen MHBA-Studiengang an. Was sind die Besonderheiten, was die Benefits?

Prof. Schöffski: „Der MHBA ist ein berufsbegleitender Fernstudiengang mit einer ganz klaren Struktur. Insgesamt dauert er vier Semester – und in jedem Semester müssen 20 Texte im Umfang von ca. 50 Seiten bearbeitet werden, d. h. jede Woche einer. Die Texte sind sechs Modulen wie z. B. der Einführung in die Betriebswirtschaftslehre oder Kostenträger und Leistungserbringer zugeordnet. Im vierten Semester wird die Masterarbeit geschrieben. Das Besondere am MHBA ist, dass die zeitlichen Restriktionen unserer Klientel besonders berücksichtigt werden. Das heißt: Die Texte lassen sich auch während Rufbereitschaften, bei Nachtdiensten oder auf Dienstreisen bearbeiten. Jeweils am Ende eines Semesters gibt es nur für ein Wochenende Präsenzpflicht, um unter kontrollierten Bedingungen die Abschlussprüfungen zu absolvieren. Unsere Teilnehmer stammen aus dem gesamten Bundegebiet und dem deutschsprachigen Ausland. Aus vielen Rückmeldungen  unserer Teilnehmer wissen wir, dass sie im weiteren Berufsleben viel von den Inhalten des MHBA profitieren. Und nicht wenige haben ihren Traumjob nur erhalten, weil sie den MHBA nachweisen konnten."

Wie lange gibt es das Angebot schon? Wie ist es zu der Idee gekommen und warum die Kooperation mit dem cekib?

Prof. Schöffski: „Wir sind 2007 gestartet, aktuell rekrutieren wir den 15. Jahrgang. Die Teilnehmerzahl ist von Jahr zu Jahr konstant und deutlich gestiegen. Als Fernstudiengang gibt es bei uns auch keine Teilnehmerzahlbegrenzung. Waren es zu Beginn 170 Teilnehmer, so konnten im letzten Jahr mehr als 500 Teilnehmer zugelassen werden. Der MHBA ist damit aller Wahrscheinlichkeit nach bezogen auf die neu zugelassenen Studierenden der größte Masterstudiengang in Deutschland. Deutlich mehr als die Hälfte unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommt auf persönliche Empfehlung zu uns. Der MHBA geht zurück auf eine Kooperation unseres Lehrstuhls mit dem cekib. Vor etwa 20 Jahren hatten wir gemeinsam einen Fernlehrgang „BWL im Krankenhaus“ entwickelt. Die Resonanz war sehr groß, und dann gab es von Seiten der Teilnehmenden die Anregung, den Lehrgang zu einem richtigen Studiengang auszubauen. Damit war der MHBA geboren.“

Was müssen Bewerber*innen mitbringen?

Prof. Schöffski: „Um zum MHBA zugelassen zu werden, muss ein erstes abgeschlossenes Hochschulstudium mit mindestens 240 ECTS-Punkten (= acht Semester Regelstudienzeit) absolviert worden sein. Ab 180 ECTS-Punkten ist die Zulassung mit einer zusätzlichen Eignungsprüfung möglich. Außerdem sollten Bewerberinnen und Bewerber zwischen dem Erststudium und dem MHBA Berufserfahrung von zwei Jahren gesammelt haben. Wie alle Weiterbildungsstudiengänge ist auch der MHBA kostenpflichtig. Mit rund 6.000 Euro für das gesamte Programm bewegt er sich aber in deutlich geringeren Dimensionen als andere Programme in diesem Bereich. Wer sich anmelden möchte, muss sich sputen: Die Bewerbungsfrist für den kommenden Jahrgang endet Ende Juli 2021.“

Alle Infos zum Studiengang finden Sie im Internet unter www.mhba.de



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